Die Osterbräuche im Ahrntal

Der Palmsonntag

Die Kar oder Klagewoche ist die letzte Vorbereitung auf das größte Fest der Christenheit, auf Ostern. Je näher zu Ostern hin, umso dichter wird das Brauchtum. Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche. Die Palmweihe und die Palmprozession ist eine feierliche Einstimmung auf die Karwoche,auch stille Woche ,heilige Woche oder große Woche genannt.

Der Name Karwoche wird aus dem Althochdeutschen hergeleitet, wo " kara " soviel wie " Klage" ,Trauer bedeutet. Der fröhlichste Sonntag der Fastenzeit ist der Palmsonntag. Er ist so ein richtiges " Bubenfest". Da können die Buben ihre Kraft und Geschicklichkeit beweisen, wenn es gilt, die großen Palmlatten allen Gefahren zum Trotz sicher zur Kirche und wieder heimzubringen. Eine oft bis zu 10 m lange Palmstange umfallen zu lassen ,wäre doch eine große Schande. Wie die Palmstangen aussahen, war je nach Gegend verschieden. In unserer Gegend werden Palm- und Ölzweige, oft auch Walcholderzweige, als Symbol des Friedens zu einem Palmbesen gebunden, mit bunten Papierbändern geschmückt und auf hohen Stangen befestigt. Oft werden auch mehrere Palmbuschen auf einer Stange angebracht.

Der Weiheort der Palmen ist immer der Schulhausplatz. Zu Hause wird der Palmbesen dann auseinander genommen. Einige Zweige kommen in den Herrgottswinkel,die anderen auf den Dachboden.Bei Gewitter und Naturkatastrophen werden einige Zweige im Glauben und Vertrauen auf Gottes Schutz und Hilfe verbrannt.

Mühlwald und Taufers galten lange Zeit als Palmenstangeninsel. Hier stritten sich nicht sich nicht nur die Buben im Dorf, sondern sogar die einzelnen Franktionen darum, wer die längste Stange hat.

In manchen Gegenden im Ahrntal bot der Palmsonntag den Burschen eine Gelegenheit ein kleines Taschengeld zu ergattern, wenn nach dem Gottesdienst die Palmbuschen verkauft wurden. Wer am Palmsonntag als letzter das wohlige Bett verlässt wird " Palmesel" genannt und muss zur Strafe dreimal ums Haus laufen.

Der Gründonnerstag

Der Gründonnerstag wird in Südtirol noch häufig " geweihter Donnerstag" genannt. Er ist der erste der großen Kartage, da läuten die Glocken beim Gloria zum letzten mal .

Fast überall findet sich die Sitte des Eierschenkens. Beschenkt werden in erster Linie Familienmitglieder; Patenkinder und zukünftige Familienmitglieder,d.h. die Liebhaber und Freunde. Besonders die Eier, die für Letztere gedacht waren, wurden oft kunstvoll von Hand bemalt und mit Sprüchen versehen, die vielfach auf Liebe anspielten, aber auch die Möglichkeit boten, den Geliebten zu kritisieren.So galt etwa einem allzu Zaghaften folgender Spruch:" geah tui net viel singen und tui net viel sogn,du gitrausch di jo koan Henne va do Steige außa zu jogn. "Dem Gründonnerstagei maß man übernatürliche Kräfte zu. Die Lappacher und Tauferer glaubten auch noch, dass das Überdachwerfen von Ostereiern vor Blitz auch vor Lawinengefahr beschütze.

Der Ostersonntag

Es ist ein alter Brauch alle gehen zum Ostergottesdienst und es werden die Osterspeisen gesegnet. Zu diesen Speisen, in einem geschmückten Korb gelegt, gehören Eier, Salz, Speck, Schinken, selbstgebackenes Brot und Kuchen. Früher glaubte man, dass jene Bauer das ganze Jahr über mit der Arbeit voraus sei, dessen Magd am Ostersonntag mit der "Osterweih" zuerst aus der Kirche kommt. Diese gesegneten Osterspeisen werden im Kreise der Familie als Ostermahl gegessen oder auch an andere verschenkt. Besonders die Kinder erwarten diesen Tag gespannt. Sie erhalten nämlich das Geschenk von ihren Paten.

Ein Brauch ist das Suchen der Osteier, die der Osterhase fleißig im Garten versteckt. Sehr geliebt ist das genannte " Ostereier pecken".

Den Ostermontag nützte man in ganz  Südtirol dazu, längst fällige Verwandtenbesuche abzustatten oder um überhaupt einmal auszufahren. In vielen Dörfern war es einst am Ostermontag so weit, dass fast überhaupt niemand mehr zu Hause anzutreffen war.

Junge Burschen kamen am Ostermontag zu ihrer Auserwählten und baten sie um Ostereier.Bekam der Bursch rot gefärbte Eier, war auch das Mädchen an ihm interessiert. Andernfalls musste er sich um eine andere Braut umsehen.

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